„Weißer Rabe, schwarzes Lamm“,von Jovan Nikolic
Ein Buch für die Stadt
Seit Jahren begleiten mich schon die Bücher für die Stadt. Manche bleiben ungelesen weil ich keinen Zugang zu ihnen bekomme, manche berühren.
Die Intention…….die dieser Aktion zu Grunde liegt finde ich rührend…..ich glaube nicht das man damit Nichtleser gewinnen kann, sie bekommen davon gar nichts mit, weil sie lesen meist auch keine relevante Zeitung, die auf die Aktion aufmerksam machen.
„Den Literaturpreis „Ein Buch für die Stadt“ gibt es seit 2003. Ins Leben gerufen wurde er durch das Literaturhaus Köln und die Tageszeitung Kölner Stadt-Anzeiger. Jährlich wird ein Buch ausgewählt, das im Rahmen einer Aktion zur Förderung der Literatur und des Literaturverständnisses in Köln und der Region zwischen Eifel und Bergischem Land in den Mittelpunkt gerückt wird. Die Initiatoren wählen im Frühjahr/Sommer den Gewinner, im Herbst gibt es zahlreiche Veranstaltungen rund um das Buch: Lesungen, Vorträge, Diskussionen, Theaterstücke und vieles mehr.“ Quelle
Um die Menschen einer Stadt zu erreichen, muss man niedrig schwellig vorgehen, so wie Meurer in in Vingst, der ganz früh ansetzt mit einem Sprachprogramm: „Keiner ist so schlau wie ich“ansetzt.
Nichts desto trotz finde ich diese Aktion ist eine schöne Aktion, es ist so als wäre man in einem ganz großen Lesekreis. Termine
In diesem Jahr ist es also der Prosa Band, des in Köln lebenden Autors Jovan Nikolic“ Weißer Rabe, schwarzes Lamm“
Der Autor ist in Serbien in einer Romasiedlung aufgewachsen „und die Möglichkeit nach Deutschland zu emigrieren, bekommt er durch ein Stipendium und durch frühere literarische Kontakte.“
Über dieses Buch zu schreiben, fällt mir dies mal besonders schwer, weil ich das Vorwort von Martin Oehlen gelesen habe. Er beschreibt beispielsweise den Raum den Jovan Nikolic(letzte Seite)……dem Leser gibt…., das Weiß zwischen zwei Geschichten, aus dem der Stoff zum träumen ist.
Gute Geschichten ziehen mich in ihren Bann, dann bin ich mitten drin.
Es gibt Bücher die liest man und manchmal denkt man, wann geht es endlich weiter, hört der Autor endlich auf mit……..?
Manche Geschichten sind kurz und verzaubern, manche Texte träumt man mehr, als das man sie liest.
So geht es mir jedenfalls bei den diesjährigen Buch „Weißer Rabe, schwarzes Lamm“.
Unwillkürlich tauchen eigene Kindheitserinnerungen auf, der emotionslose Großvater, bei dem ich gelegentlich als Kind Zuflucht gesucht habe. Seine spätere Lebensgefährtin war Schizophren, wir Kinder nannten sie heimlich Bloody Mary, wobei wir die eigentliche Bedeutung von Bloody nicht kannten, bloody stand für blöd, weil sie gelegentlich glaubte, sie wäre Queen Mary. Zum Abendessen gab es immer Tee.
Zurück zum Buch
Jovan Nikolic hat in verzaubernde Sprache seine Kindheitserinnerungen zu Papier gebracht .
Obwohl wir beide im gleichen Jahrzehnt aufgewachsen sind und auch uns der Wirtschaftsaufschwung erst sehr spät erreicht hat, hat man das Gefühl seine Kindheit hätte in einer früheren Zeit gelegen, denn er ist noch Fiaker gefahren.
Als Romakind mit einer weißen Mutter (keine Zigeunerin) ist er, der bis zu seinem 12 Lebensjahr mit seinen Eltern die Musiker sind, von Stadt zu Stadt zieht, auch später, als sie im Haus des Großvaters sesshaft werden, nirgendwo zu Hause. Er bleibt ein Außenseiter und darf beim Fußball höchstens als Torpfosten herhalten.
Zu allem Überfluss liest er auch noch:
„Lies nicht so viele Bücher. Ich kann nicht lesen und nicht schreiben,doch was geht mir schon, ab, mein Lieber. Wem immer ich in die Augen sehe,er ist für mich ein gelesenes Buch. Und nun sag du, wer der Analphabet ist…“
und schreibt
“So viele von uns
sind geschlachtet
das Leiden Sinn hat…
Ich schreibe diese Zeilen in ein Heft, das ich unter dem Kopfkissen versteckt halte.
Die Schwester umschleicht mich heimlich und lächelt räselhaft. Wenn ich schlafe nimmt sie mein Heft und liest. Das ist nicht anständig von ihr! Ich könnte weinen. Mutter sagt, ich soll mich untersuchen lassen.“
Bärbel Schulte hat das Buch übersetzt, Martin Oehlen würdigt die Übersetzung:“..Knapp sind ihre Sätze, konkret und schnörkellos übersetzt sie Nikolics`s Bilder: die Träne im Augenwinkel des Toten Vaters, ein kopfloses Huhn in einer Federwolke oder der betrunkene, lärmende Großvater, der im Delirium die Befehle deutscher Soldaten lallt.“
Dies ist keine Buchbeschreibung, besser als das im Vorwort geschehen, kann man das kaum machen, sondern eine Sammlung von Eindrücken, die ich euch an`s Herz legen möchte, ein Buch zum Träumen auf dem Weiß, zwischen den Geschichten.
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