Lit. Cologne 2013 – Amos Oz ist unter Freunden, Bilder und Bericht !
Als mein Töchterchen beinahe 15 Monate in der Welt unterwegs war, da hieß es immer wieder, wenn wir skypten, chatteten oder telefonierten:“Mami das musst du unbedingt lesen!“ .
Natürlich habe ich mir die Bücher besorgt, so konnte ich ihr näher sein, als es die Entfernung vermuten lies. So konnte ich ein bisschen an ihrem Leben teilhaben. Zwei davon sind von Amos Oz.
„Rhyming Life and Death“, und „Eine Geschichte von Liebe und Finsternis“.Man sieht den Büchern an, das sie eine Reise im Backpack hinter sich haben. Es gibt Seiten da hat sie Sätze unterstrichen. Diese Bücher erzählen eine eigene Geschichte! Da würde man sehen, das sie auch gelesen wurden, meinte auch Amos Oz
Zu Weihnachten hatte ich ihr eine Karte für den Abend mit Amos Oz auf der Lit. Cologne geschenkt, und sie kam gestern Abend deshalb, mitten im Examenstress aus Maastricht, (die machen jeden Monat Examen ) und hatte diese beiden Bände dabei , die ein bisschen so aussehen,
als hätte sie, sie aus einer Mülltonne gezogen.Wir saßen mit meiner Freundin in der ersten Reihe und ich hoffe nur dass „der Schriftsteller“an diesem Abend nicht auch da war und uns irgendeine Geschichte andichtete während wir im Dunkeln saßen, wie es in der Geschichte „Verse auf Leben und Tod“, geschehen .
Die Veranstaltung fand gestern im Bismarck Saal des WDR Funkhauses statt, oh Mann, wie ich diesen Saal wegen seines Veranstaltungsterrors hasse. Sie nehmen uns Frauen unser Heiligstes ab, unserer Handtaschen, das kommt gleich nach Freiheitsberaubung. Sie berauben uns unseres Privatsphäre, und das machen sie nicht durchgängig, manche dürfen ihre Tasche behalten, den Männern nahmen sie wie ich las, ihre Jacketts ab, sie nennen dies Brandschutz. Dazu später mehr versprochen.
Bevor Amos Oz auf die Bühne kam, hat Tiramisu eine Passage aus „..Liebe und Finsternis „ vorgelesen. Die eine Passage hat damit zu tun, das wir als Leser oder Schreibende geneigt sind zu spekulieren, ob es zwischen Fiktion und der Lebenswirklichkeit des Autors, Parallelen gibt.
„Wer den Kern einer Geschichte im Verhältnis zwischen Werk und Autor sucht, der irrt: Man sollte ihn nicht im Verhältnis zwischen Text und seinem Verfasser suchen, sondern in dem zwischen Text und Leser.“
Später am Abend erzählte er vom Verhältnis zwischen Klatsch und Literatur, sie kann die Passagen auswendig, noch im gleichen Abschnitt heiß es: „Der Klatsch ist der vulgäre Cousin der Literatur. Zwar wird die Literatur ihm auf der Straße nicht guten Tag sagen, aber die Familienähnlichkeit lässt sich nicht leugnen, sie beruht auf dem ewigen und universalen Drang, in die Geheimnisse der Mitmenschen hineinzuspähen.“
Er hatte gestern seinen neuen Roman“unter Freunden“ mitgebracht. Er ist zu seinen Anfängen als Schriftsteller in den Kibbuz der 50er Jahre zurück gekehrt, in dem er 30 Jahre gelebt hat . Oz sagt nirgendwo hätte er soviel über Menschen gelernt, als im Kibbuz, man könnte 10 mal um die Welt reisen, nirgendwo wäre man Menschen näher als dort. Man wüsste alles über die Menschen die dort leben, nichts bliebe verborgen, das schlimme wäre allerdings, die Menschen würden auch mehr von einem selbst wissen, als man normaler weise bereit ist mitzuteilen.
„Unter Freunden“, ist ein Erzählband der aus acht Kurzgeschichten besteht, die miteinander verknüpft sind und so auch die Merkmale einer Novelle in sich tragen. Die Geschichten handeln auch von Einsamkeit, die Protagonisten, sind sich zwar nah, aber sie berühren sich nicht.
Das schönste Kompliment was ihm eine Leserin gemacht hat, sie hat über eine dieser Geschichten, die von zwei Frauen handelt gesagt, sie wäre erstaunt gewesen, das der Autor ein Mann ist, sie hätte nicht gedacht, das sich ein Mann so in die Gedanken einer Frau hineinversetzen kann.
Amos Oz hat schon immer Geschichten erzählt, er war kein guter Sportler, kein guter Schüler und behauptet, er hätte auch nicht gut ausgesehen. Die einzige Möglichkeit bei Frauen zu landen, war es, ihnen Geschichten zu erzählen („am Anfang lieben wir Männer wegen ihrer Geschichten, am Ende hassen wir sie, weil sie welche machen 😉 “ c by Zabaione)
Außerdem hört er ständig Stimmen in seinem Kopf und hat zwei verschieden Kugelschreiber. Wenn er nur eine hört, dann schreibt er in Blau einen Essay, wenn er mehrere Stimmen hört dann weiß er es ist Zeit einen Roman oder Kurzgeschichten zu schreiben und dann nimmt er den schwarzen Kuli, er verwechselt sie nie (ich hoffentlich auch nicht).
Amos Oz ist jedoch nicht nur Schriftsteller, er hat eine Partei gegründet und ist ein Befürworter der „Zwei-Staaten Lösung.
Es gäbe nun mal nur dieses Stück Land in dem die Palästinenser und die Israelis leben, dass beiden gleichermaßen gehört. Es gäbe nur diese Lösung .Wie schon so oft geschehen, fragt ihn die Moderatorin des Abends , Susanne Weingarten (ich bin ihr gerne gefolgt) , warum er der in Israel sehr geachtet wird, nicht ein politisches Amt anstreben würde:
„OZ: Nein, ich Bewerbe mich um kein politisches Amt. Denn ich habe ein physisches Handicap. Ich bin unfähig, die Wörter »kein Kommentar« auszusprechen. Wie kann ich da Politiker sein wollen!“ Quelle
Der Abend war sehr bereichernd, abgesehen davon s. u.
Bevor die Veranstaltung los ging, mahnte mich Tiramisu endlich aufzuhören mit zetern, ich kann es nicht ausstehen wenn man in meine Persönlichkeitsrechte eingreift und da fluche ich schon mal wie ein Obsthändler, den eine Kiste umgekippt ist. Sie ist noch mal kurz zur Toilette und draußen hatte sich ein Klagechor gebildet, lauter Frauen standen dort zeternd, man hatte ihnen das Allerheiligste geraubt. Ich befand mich also mit meinem Gezetere, in allerbester Gesellschaft!
Wer vor hat so mit seinen Gästen umzugehen, der sollte die Zuschauer schon vor dem Kauf der Karte vorwarnen, ich persönlich behalte mir vor, dann entweder ohne Tasche zu erscheinen oder gar nicht! Ich war zum Beispiel auf einer Veranstaltung mit Günther Grass, als dort „Mein Jahrhundert“ vorgestellt hat, das war kurz bevor er den Literaturnobelpreis bekommen hat, saß in der ersten Reihe vielleicht zwei Plätze neben Fritz Pleitgen, einen solchen Zirkus, hat es, vielleicht auch wegen der illustren Gäste, da nicht gegeben.
Den deutschen Text von „Unter Freunden“ las Julia Wieninger /Schauspiel Köln, wovon Herr Oz, wie er bemerkte ganz angetan war.
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