Das dritte mal auf der #litcologne, Gianrico Carofiglio mit „Eine Frage der Würde“
Bei Gianrico Carofiglio, kam ich gestern morgen richtig ins Grübeln, ob das nun sein 3.mal oder sein 4.mal auf der lit.COLOGNE war. Wirklich erinnern konnte ich mich nur an zwei mal mit Paola Barbon im italienischen Kulturinstitut, nun standen aber drei seiner Romane in meinem Regal . Auch das konnten wir inzwischen klären, heute war sein 3. mal lit.Cologne.
Gefallen hat mir das Gianrico ein richtiger Held ist, er hat als Staatsanwalt gegen die Mafia gekämpft und als Senator gegen Berlusconi und sieht nicht zuletzt auch noch gut aus 😉
Der Held seiner Romane, die er ungern der Kategorie Kriminalromane zugeordnet sehen will und viel mehr als Entwicklungsroman sieht, ist Avvocato Guido Guerrieri ein einsamer Wolf der gerne liest, Jazz mag und auch noch kochen kann.
Obwohl Carofiglio aus einer Schriftstellerfamilie stammt, seine Mutter und sein Bruder schreiben, hat die Angst vorm Scheitern ihn lange am schreiben gehindert.
Ob als Senator, Staatsanwalt oder Autor alle seine Professionen haben eines gemeinsam :
„Sie sind nicht nur Jurist und Schriftsteller, sondern *(waren) ganz nebenbei auch noch Senator für die Demokratische Partei hier in Rom und sitzen in dieser Funktion auch in der Anti-Mafia-Kommission des Senats. Auf den ersten Blick scheinen das drei Dinge zu sein, die sich gegenseitig ausschließen.
Ja, aber nur auf den ersten Blick. Denn alle drei Dinge, die ich im Leben getan habe, verbindet etwas: Es geht um den Umgang mit Sprache und um den Respekt vor der Sprache. Das gilt für den Schriftsteller genauso wie für den Juristen, der oft eine völlig unverständliche Sprache verwendet, für den Bürger, der in einem Gerichtsverfahren steckt und dieser Sprache ausgeliefert ist, und natürlich auch für Politiker.
In allen drei Bereichen mangelt es oft an Respekt vor der Sprache. Und es geht in allen drei Bereichen auch um Ethik. Dass ich auch im Parlament sitze, war übrigens etwas, das ich nicht aktiv betrieben habe, sondern was an mich herangetragen wurde. Und es ist mir wichtig, dass das erst geschah, als ich schon Schriftsteller war, vor den letzten Wahlen im Jahr 2008.“
* inzwischen arbeitet Gianrico Carofiglio ausschließlich als Schriftsteller. Frankfurter Rundschau
An Respekt vor Sprache mangelt es Carofiglio ganz gewiss nicht, jedoch möchte ich ihm manchmal widersprechen , wenn er z.B. meint Müll könnte nicht spritzen, bei aller Semantik, wer sagt denn dass Müll im landläufigen Sinne immer fest sein muss, ich denke da an aufgeschnittene Sahne Päckchen, Reste vom Essen, die man nicht der Kanalisation zu führen will und somit nicht den Ratten, da kann sehr wohl mal was spritzen.
Das Sprache dunkel sein kann um sich abzugrenzen, als Ausdruck von Macht , bemängelt Carofiglio und fordert nicht nur zu einem behutsameren Umgang mit Sprache auf, sondern auch dazu sich Fehler einzugestehen und sich nicht in Rechtfertigungsgründen zu verstricken. Nun weder das eine noch das andere ist in unserer Gesellschaft anerkannt, am besten kommen die durch, die über ihre Fehltritte hinweggehen, so als hätte es sie nie gegeben, dass das nicht immer gelingt, das ist inzwischen Geschichte 😉
Moral ist in der Politik wie im wirklichen Leben ein seltener Gast, doch wenn man einen wirklich guten Roman schreiben will ist sie unerlässlich. So bestechen Carofiglio`s Romane auch durch jede Menge Humor und so gab es außer Semantik jede Menge zu lachen .
Gianrico ist einer von den Guten, die in unserer Gesellschaft dünn gesät sind, dafür zolle ich meinen Respekt.
Gekommen ist er mit seinem neuen Roman Eine Frage der Würde
„Der Anwalt Guerrieri wird von seinem alten Freund, dem Richter Larocca, gebeten, seine Verteidigung zu übernehmen. Von der Unschuld des Freundes überzeugt, willigt er ein. Doch dann tauchen Indizien auf, die Guerrieri vor ein schmerzhaftes Dilemma stellen.“ Quelle
Den deutschen Text lass Gerd Köster, der schön gelesen hat und aussah als hätte er die Nacht durchgemacht, moderiert wurde der Abend von der charmanten und der super versierten Paola Barbon .
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