Dreharbeiten in Frechen mit Heino Ferch
Im Moment weiß ich gar nicht so recht womit ich anfangen soll, euch von meinem gestrigen Tag zu berichten, so vielfältig sind meine Eindrücke. Man muss schon ein bisschen bluna sein, wenn man als Komparse beim Film arbeitet. Für eine Minute Film haben gestern mindestens 300 Menschen 13, 5 Stunden gearbeitet.
Aber das ist nicht der Anfang. Angefangen hat es damit das ich in Frechen spontan an einem Casting der Agentur Eick teilgenommen habe. Eigentlich wollte ich über das Casting in Frechen berichten.Ich dachte 100te von Menschen würden sich auf den Aufruf des Kölner-Stadt-Anzeigers melden und sich für einen der 200 Komparsen-Jobs bewerben. Als der Bewerberstrom nur tröpfelte, habe ich mich spontan selbst beworben.
Meine junge, aufstrebende „Karriere“ beim Film war jedoch schon beendet als ich meine Kamera ausgepackt habe und ein Foto vom Casting machen wollte. Das wurde mir untersagt und intern warnte man, wie ich später erfahren habe, die Mitarbeiter des Cafes, der Frau von der“ Presse“ (das habe ich nie behauptet), Auskünfte zu erteilen.
Da ich das nicht wusste, habe ich meine Kinder animiert sich online zu bewerben und die Freundin meines Sohnes. „Soja“ bekam den Zuschlag und durfte noch ein paar Leute mitbringen.
Welches Geschenk mir meine Kinder damit machen würden, ich hatte gestern frei und Geburtstag und dachte das sei mal eine gute Alternative zu Kaffee und Kuchen, (mitten in der Woche kommen Partys nicht so gut an und meine nächsten Wochenenden sind verplant), ahnte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Es war der reine Wahnsinn und vielleicht sind das die Geschichten an die sich meine Kinder später erinnern werden, wenn ich längst nicht mehr da bin, wir haben viel gelacht.
Das ganze Unternehmen Film fing um 7:15 Uhr (!)in einer Disco in Frechen an, die im Script „Looppoooooooool“ heißt (wie oft haben wir das gerufen;-) und in den frühen Morgenstunden wurde unser Outfit gescheckt, da viele schwarz trugen, mussten wir uns erst mal umziehen.
Dann gab es Frühstück und die ersten Anweisungen. Wir wurden in Gruppen eingeteilt und während Panettoni und Soja sich für`s Tanzen entschieden haben. Haben Tiramisu und ich die Theke vorgezogen.
Die nächsten Stunden, saßen wir also an der Theke und zu Trinken gab es nichts.(außer in den Pausen vom Catering) Ich durfte mit ein paar anderen Statisten fusselige Kräuterzigaretten rauchen und zwar nur so lang wie die Szene lief. Es gab gefakte Getränke, aber getrunken wurden diese nicht, weil das den Film um ein paar Tausend Euro verteuert hätte, wenn die Statisten an den Vorräten der Disco bedient hätten.
Zur Einstimmung auf den Tag hatte ich Daniel Kehlmann`s Buch „Ruhm“ gelesen, welches die Vorlage für den Film ist und von daher wusste ich das Senta Berger nicht da sein würde.
Sie spielt in einer anderen Geschichte mit und die erinnert mich ganz entfernt an ihren Part in „bin ich schön“ aber das ist noch eine andere Geschichte.
(Der Vergleich bezieht sich auf die Geschichte „Osten“, inzwischen habe ich gelesen Senta Berger spielt in der Geschichte „Rosalie geht sterben,“in Osten, hätte ich sie mir auch gut vorstellen können)
Der Roman besteht kurz gesagt aus 9 Geschichten, die miteinander verwoben sind. Die Hauptrolle und Hauptperson spielt der Schauspieler Ralf Tanner, der von Heino Ferch verkörpert wird, der seine eigene Identität an einen Doppelgänger verliert und in der Disco fast „unfreiwillig“ an einem Doppelgänger – Wettbewerb teilnimmt, mir der nicht unwesentlichen Tatsache , dass er gar kein Doppelgänger ist.
Klingt etwas surreal und das ist es auch.
Neben ihm gab es jede Menge Doppelgänger wie z.B. Will Smith, Paris Hilton,Marylin Monroe,, Elvis, Cher, Bruce Willis, Angelina Jolie und z.B.Sylvester Stallon der als Rambo mit Patronengurt mehrere Stunden auf der Bühne sitzen musste.
Am Besten hat uns Daniel Craig gefallen.
Im Groben und Ganzen haben also 250 Statisten mit Heino Ferch den ganzen Tag ein paar Szenen eingeübt und gespielt, für eine Minute Film. Dies ist vor allem eine große logistische Herausforderung und verlangt jede Menge Disziplin von allen Beteiligten.
Manchmal musste man ohne Musik tanzen oder den Weg von Heino Ferch kreuzen, ohne dabei der Kamera in die Quere zu kommen. Es gab jede Menge Kleinigkeiten auf die zu achten sind, z.B. das sich die Lücken hinter der Kamera wieder füllen und dass keine Plastikbecher am Set sehen bleiben.
Dabei muss ich hier mal die Arbeit des ersten Regieassistenten, dessen Namen ich leider nicht kenne und der mich, wenn wir schon mal bei den Doppelgängern sind, an Paul Newman erinnerte, besonders hervor heben.
Er hatte mit der Regisseurin Isabel Kleefeld und seiner Crew, die über Head-Set miteinander verbunden war, die 300 Menschen , die z.T. noch nie vor der Kamera gestanden haben, fest im Griff und hat die Dreharbeiten auf eine nette Art moderiert und nur so lässt sich Komparserie, für ’n Appel und ’n Ei , denn es gibt nicht viel Geld, wirklich erklären.
Er hat sogar gesehen, als ich (ich war nicht alleine) auf der anderen Seite vom Set eine Filterzigarette geraucht habe und so konnten 300 Leute dabei zusehen, wie ich sie ausgemacht habe.
Nach dreizehn Stunden Disco, mit und ohne Musik, ist man müde und entwickelt autistische Züge, irgendwie wippte am Ende der ganze Laden.
Manche Szene wurde so oft wiederholt, dass manche Komparsen den Text auswendig konnten.
Einige von ihnen haben keine wirklich festen Job`s, sind Freiberufler und reisen von Film zu Film. Wirklich sehen, wird man in den Film nur die Darsteller, denn Statisten sind in erster Linie Raumfüller. Wenn man keine kleine Rolle hat, ist das ziemlich ermüdend. Dafür kommen sie den Stars sehr nahe und berichten von Schauspielern, die keinen an sich ran lassen und von anderen, wie z.B. Hannes Jaenicke, der ganz ohne Allüren auskommt.
Obwohl wir Heino Ferch immer ganz nah waren, haben ich von ihm nicht so viel mitbekommen, vielleicht nur soviel, dass er es , wie sein Kollege auf der Bühne (?) auch mal während der Ablaufprobe, mit der Szene nicht so tierisch genau nahm und auch mal ein bisschen herum alberte. Wie schon gesagt, filmen verlangt Disziplin und dazu gehört auch, dass die 250 Statisten die Schauspieler in Ruhe lassen, sie stehen jeden Tag so lange am Set.
Gestern war ich völlig im Eimer. Aufgefallen ist mir vor allem, die fast familiäre Atmosphäre und die gute Stimmung die am Set herrschte. Was bleibt ist nach diesem Wahnsinns-Tag, (meine Kinder würden das nur noch mal für die doppelte Gage machen) eine schöne Erinnerung an einen Tag am Film-Set und natürlich gehen wir vier alle ins Kino und schauen uns den Film gemeinsam an.
(Anmerkung : meinen Sohn und seine Freundin Soja, kann man im Film in Großaufnahme bewundern!)
Was für ein interessanter Artikel! Ich komme gerade aus dem Kino, habe mir den Film angeguckt. Als alter Frechener kam mir die Disco bekannt vor! Google brachte mich dann hier hin.
13,5 Stunden, mein Gott! Wahrlich kein Zuckerschlecken.
Danke, ich habe ihn wegen der Lit.Cologne noch nicht gesehen, will ihn mir aber in diesen Tagen mit den Kindern ansehen. Hat er dir gefallen?