Lit.Cologne 2013 – Herta Müller schnippelt Textcollagen mit Tiefgang
Das wir heute Karten für Herta Müller hatten war eher ein Zufall, obwohl ich Gedichte, Prosa mag. Ich habe selbst mal welche geschrieben 😉 – da müsst ihr jetzt durch:
Erwartungen
Schlaft ihr noch alle
oder sitzt ihr den Tag aus
oder wartet ihr
auf den Eintänzer
ist es so, das erst einer
kommen muss oder
habt ihr nur Angst euch
zu blamieren ,weil ihr Euch
erst siebenmal fragt
ob ihr mit dem Kopf
zuerst das Haus verlassen
sollt oder gar nicht
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okay, gut darum geht es gerade nicht!
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Wir hatten Karten für Iris Berben, bei der ich das Vorurteil überwinden wollte, welches durch meinen Kopf geistern, „ Minerwasserschönheit“ – dann hat sie abgesagt. Es gab drei Möglichkeiten an Ersatzkarten zu kommen . Es gab noch viele Karten im Ticketschop für eine Veranstaltung die offensichtlich keiner sehen wollte, man kann wagemutig irgendwohin gehen und auf zurück gegebene Karten hoffen. Mich hätte eine Veranstaltung am Butzweilerhof interessiert, Der Leonardo da Vinci der Heilanstalt – Matthias Brandt trifft Karl Hans Janke.
An Karten für Herta Müller bin ich via Facebook gekommen und dafür gestern quer durch die Stadt gefahren(Danke!).
Am Anfang einer Lesung sind meistens alle verspannt – wenn das Eis noch nicht gebrochen ist, ist es gar nicht so einfach ein gutes Bild zu machen. Später darf man nicht mehr und wenn man es trotzdem macht, dann gelingen sie oft nicht, weil man bei heimlich gemachten Bildern, vor lauter „Heimlichkeit“ die Sorgfalt vernachlässigt.
Die Gesichter sind ganz steif, die Herzen klopfen und manchmal wird es ganz literaturwissenschaftlich, wenn der Moderator zeigt was er gelernt hat, ich dachte schon oh Gott was habe ich Uta da angetan……Michael Lentz konnte aber später auch anders , sein beinahe kölsches Herz kam zum Vorschein und Herta erdete ihn, er solle nicht zu viel in die Texte hinein interpretieren.z.B. Ist eine Fahnenstange, manchmal nur eine Fahnenstange.
Unter den Anwesenden war auch Alice Schwarzer, die bescheiden in der Mitte des Saals Platz genommen hatte, vielleicht um später wieder unauffällig zu verschwinden.
Über Herta Müller gibt es sicher eine Menge zu erzählen, zu einer fundierten Beschreibung ihrer Vita fühle ich mich z.Z. nicht berufen.
Sie hat allerdings ein neues Hobby. Sie schneidet und bastelt aus allen möglichen Zeitungsschnipseln Text-Collagen, so das sie nicht darum herum kommt, sie manchmal auch zu lesen 😉 (Ich sehe schon in großen Lettern in der Blödzeitung stehen „Herta Müller liest Brigitte) z.B. kauft sie manchmal drei mal z.B. die Zeitschrift Brigitte, weil ihr bestimmte Wörter gefallen. An manchen Tagen schnippelt sie nur und an manchen bastelt sie die Texte zusammen. Die Worte sammelt sie in einer Schublade und da würde ich dann auch mal gerne rein gucken, weil sie muss ein System dabei haben, sonst müsste sie Wahnsinnig dabei werden.
Am 6.10.13 habe ich ein Portrait über sie gesehen: „Deutschland deine Künstler“. Ich durfte zu Herta in die Wohnung, sie hat ein Schubladensystem und hat die ganze Traurigkeit ihrer Lebensgeschichte in viele Schubladen sortiert. Am besten gefällt mir ihre Bodenständigkeit!
Alles muss neben einer Bildcollage auf eine Karteikarte passen und dabei kommen Texte zusammen, die sich einerseits reimen, heiter klingen, manchmal abstrus sind und andererseits zum nachdenken anregen, wegen ihre Tiefe, die manchmal unter der Oberfläche Bilder entstehen lässt, die nachhallen.
Es gibt Wörter die haben bei ihr eine dunkle Vergangenheit, wie z.B. Grenzen, weil an den rumänischen Grenzen unzählige Menschen ums Leben gekommen sind, getötet, von Hunden zerfleischt oder bis heute als vermisst gelten. Über sie gibt es keine Statistik, sie erscheint nur in der Erinnerung unmittelbar betroffenen Angehörigen oder Nachbarn. So schleichen sich in ihre Texte, neben der Auswahl der Wörter, ihrer Farbigkeit, auch Vorlieben ein. z.B. mag sie das Wort Koffer.
Leider konnte ich kein Exemplar ergattern, und so müsst ihr auf Beispiele weitestgehend verzichten, bis ich meinen Kugelschreiber gefunden hatte, war es vorbei, die Schlange beim signieren, war einfach zu lang, meine Freundin hatte einen harten Tag hinter sich, der Abend war bereichernd und ich freue mich auf „Vater telefoniert mit den Fliegen!“
So jetzt zeig ich euch noch kurz die Wolkenburg und warum es sich lohnt etwas früher da zu sein 😉
Hier ein Beitrag des KStA
und so sieht es hier in der Weihnachtszeit aus;-)
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