Jessica Schwarz im Kino mit „Das Lied in mir“
Eigentlich wollte ich mir nach der Arbeit endlich den neuen Clint Eastwood ansehen, aber der lief so spät, da hätte ich nach einem langen Tag, noch ein bis zwei Stunden überbrücken müssen.
Bei „Das Lied in mir„, hatte ich Bedenken wegen Jessica Schwarz, deren Darstellung der Romy Schneider mir nicht gefallen hat. Das war so, als wollte ich in High Heels über einen Catwalk laufen, unpossible. Eine gewöhnlich Sterbliche will ein Fabelwesen darstellen, das geht nicht. Jessica Schwarz ist eine schöne Frau und eine sehr gute Schauspielerin (aber.)… und kein Fabelwesen.
Ich weiß nicht ob es überhaupt jemanden gibt dem das gelingen könnte. Seit meiner Kindheit sehe ich bestimmt einmal im Jahr Sissi oder andere alte Filme und Interviews mit Romy Schneider, deshalb fand ich ihre Darstellung der Romy Schneider gruselig. So was darf sie nicht machen, dafür ist sie zu kühl, (dachte ich),dass hätte Yvonne Catterfeld (vielleicht ) besser gekonnt . Man kann keine Fabelwesen kopieren, dazu müsste man selber eines sein.
Nach dem Film „ Das Lied in mir“ möchte ich an meiner These berechtigt zweifeln. Jessica Schwarz, die hier die Maria spielt, kann auch anders. Hier spielt sie mit Bravour eine junge, zerbrechliche Frau, deren Identität bei einem Zwischenstopp in Buenos Aires ins Wanken gerät, als sie ein spanisches Kinderlied hört und es mitsingen kann, obwohl sie gar kein spanisch spricht.
Sie bleibt dort, weil sie ihre Papiere verliert und spricht ihrem vermeintlichen Vater, Anton
(der hervoragend gespielt wird von Michael Gwisdek) in Deutschland auf`s Band, der am nächsten Tag angereist kommt, aus Angst er könnte sie für immer verlieren.
„Ihre Eltern“ lebten und arbeiteten zu der Zeit in Argentinien, als Maria`s richtige Eltern, bei den Militärunruhen in Argentinien, verschleppt und ermordet wurden. Als Maria eines Tages nicht aus dem Kindergarten abgeholt wird, indem ihre, Ziehmutter als Kindergärtnerin arbeitete, behalten sie Maria einfach und nehmen sie mit nach Deutschland.
In der Zeit während der Militärdiktatur unter Videla (1976-83) sind ca. 30000 Menschen von der Junta zu Tode gefoltert worden.
Bei der Suche ihrer Herkunftsfamilie, die ihrerseits nie aufgehört hat, Maria zu suchen, wirkt Jessica authentisch und auch das Zusammenspiel mit ihrer argentinischen Familie gefällt mir, weil alles wirkt sehr echt, fast dokumentarisch.
Manchmal muss man eigene Skrupel überwinden und sich den ein oder anderen Film doch mal anschauen. Neben der Liste, das will ich mir unbedingt noch anschauen, gibt es die Liste mit Filmen , die ich aus irgendwelchen Gründen nicht unbedingt sehen wollte, z.B. habe ich viele Eichinger Produktionen nicht gesehen, obwohl ich den Produzenten bewundert habe.
Florian Cossen ist mit Jessica Schwarz ein sehenswerter Film gelungen, der bisweilen zu einem Kammerspiel gerät und sehr ursprünglich und erdig wirkt.
Wer ihn mag, der mag vielleicht auch diese Geschichte , die in der Zeit der Militärdiktatur spielt.
Severinstr. 81, 50678 Köln
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