Wo anfangen, dies ist mein letzter Beitrag von der diesjährigen Lit. Cologne und sollte mich wieder in die Örtlichkeit zurückführen, in der ich vor wenigen Wochen, eine besondere Inszenierung der Rheinischen Rebellen………..- „Fluch der Hoffnung“ …..angesehen habe, die Schlosserei. Ich saß genau da, wo ich gestern saß und da wo jetzt Tische standen, hatte man als Bühnenbild ein paar Kisten und Container, eine Tiefkühltruhe und eine Dusche eingerichtet. Ansonsten alles Schwarz.
So brauchte die Dekorateure der Lit. nicht auf ihre schwarzen Vorhänge zurückzugreifen, für Farbe würden an diesem Abend andere sorgen…… So sah es hier letztes Jahr aus.
Ein großartige Gruppe und ein großartiges Stück und ich hoffe, das es nach dem Umbau des Schauspielhauses wieder einen ähnlichen Raum wie die Schlosserei geben wird, die am 30.4 geschlossen wird.
Nun heute saß endlich Olga Grjasnowa hier und ich hatte auf sie gewartet, auf die erfrischend unkonventionelle Newcomerin, die mit einigen Fragen von Walter van Rossum(Moderation) nicht so viel anfangen konnte, weil sie eine Allergie hat, gegen Worte wie Migrationshintergrund und sie möchte nicht das man nach ihrem Anderssein, im Sinne von Exotentum“ sucht, oder der Parallelität zu ihrer Romanfigur Mascha, in ihrem Erstling: „Der Russe ist einer der Birken liebt“, sie will als Individuum gesehen werden und als Deutsche und das sollte man auch, wenn man bedenkt, das diese Sprache schon mehr ihre eigene geworden ist, als die, mit der sie aufgewachsen ist, die sie so gut beherrscht, dass ihr Erstling im deutschen Blätterwald eingeschlagen ist wie eine Bombe.
Zum Buch:
„Mascha ist jung und eigenwillig, sie ist Aserbaidschanerin, Jüdin, und wenn nötig auch Türkin und Französin. Als Immigrantin musste sie in Deutschland früh die Erfahrung der Sprachlosigkeit machen. Nun spricht sie fünf Sprachen fließend und ein paar weitere so „wie die Ballermann-Touristen Deutsch“. Sie plant gerade ihre Karriere bei der UNO, als ihr Freund Elias schwer krank wird. Verzweifelt flieht sie nach Israel und wird schließlich von ihrer eigenen Vergangenheit eingeholt. Mit perfekter Ausgewogenheit von Tragik und Komik und mit einem bemerkenswerten Sinn für das Wesentliche erzählt Olga Grjasnowa die Geschichte einer Generation, die keine Grenzen kennt, aber auch keine Heimat hat. „Quelle
Es sind oft die kleinen Sätze und Wendungen die über die Geschichte hinausgehen und es ist manchmal auch eine Portion Frechheit und Witz, die sie sich erlauben kann, mit ihrem biografischen Hintergrund, wenn sie beispielsweise Wörter benutzt ( das schreibe ich jetzt extra nicht auf, damit man das Buch nicht darauf reduziert ) die jeden anderen mehr als nur diskreditieren würde.
Bezeichnend ist z.B. die Passage als „Mascha“ auf dem Flughafen in Israel, weil sie im Gepäck auch u. a.arabische Wörterbücher hat, gefragt wird, ob ihr Freund Araber, Palästinenser oder Ägypter (?) sei und sie antwortet, er ist tot.
Olga Grasnowa liest
Mit dabei war auch ihr Entdecker und Mentor Norbert Gstrein, der sie auf die Lit. in Rahmen einer Patenschaft begleitet hat, Autoren stellen Newcomer vor und befand sie sei längst flügge geworden und lobte insbesondere auch ihre Dialogstärke.
Gstrein, der in seinem ersten Leben Mathematiker war, las dann furchtbar schnell und eloquent aus einen seiner Bücher und machte wieder damit darauf aufmerksam, wie groß die Welt der Autoren ist und welche Schätze es in der Literatur, für mich, für euch(?), noch zu heben gilt.
Interessant fand ich auch was die beiden Autoren gelesen haben, Norbert Gstrein glaubt nicht daran, dass Creativ Writing Autoren macht, er glaubt an Begabungen und das es gut für Autoren ist jede Menge zu lesen. Auch er musste erst mal mit der Literatur eines Bücherclubs vorlieb nehmen, ich erinnere mich, das ich als Teenager „Die Kamelienendame“, Willi Heinrich und Romane wie Maria Stuart gelesen habe, aus eben diesen Bücherring und das meine Eltern gar nicht immer wussten, was ich da las, sonst hätte sie es mir bestimmt verboten, so war das früher 😉
So jetzt muss ich Auf Wiedersehen Lit.Cologne sagen, es war wieder alles dabei, drei Bücher habe ich schon, meine Liste ist lang geworden und auch das oben beschriebene muss ich haben. Vorgestern wollte ich mich dem neuen Ingendaay zuwenden und konnte ihn neben drei aufgeschlagenen Büchern nicht finden. Ich habe die ganze Wohnung auf den Kopf gestellt und glaubte ihn schon verloren……er lag ziemlich blöd unter meinen Bett, gefunden, jetzt ist die Welt wieder in Ordnung und ich habe jede Menge Zeit die ganzen Eindrücke zu verarbeiten und die Bücher zu lesen . Bye Bye, Lit. Cologne, bis zum nächsten Mal!
Olga Grjasnova liest am 27.04.12 um 20:00 Uhr in der Buchhandlung Blücherstr.3, ich habe schon was vor, sonst würde ich hingehen!