Hannah Arendt war eine jüdische deutsch-US-amerikanische politische Theoretikerin und Publizistin. Die Bundeskunsthalle widmet ihr eine Ausstellung. Von Dienstag, 9. März – 10:00 Uhr – Sonntag, 16. Mai 19:00 Uhr
„Das 20. Jahrhundert sei ohne Hannah Arendt gar nicht zu verstehen, meinte der Schriftsteller Amos Elon. Arendt prägte maßgeblich zwei Begriffe: „totale Herrschaft“ und „Banalität des Bösen“. Sie äußerte sich über Totalitarismus, Antisemitismus, die Lage von Flüchtlingen, den Eichmann-Prozess, Zionismus, die „Rassentrennung“ in den USA, Studentenproteste und Feminismus. Nichts davon ist heute abgeschlossen. Im Fokus der Präsentation steht Hannah Arendt als politische Denkerin und Intellektuelle, die das Wagnis der Öffentlichkeit nicht scheute. Hannah Arendt ging es in ihrem Denken um politische und historische Urteilskraft. Ihre Urteile sind eigensinnig, oft strittig und immer anregend. Arendt berief sich auf kein Programm, keine Partei, keine Tradition. Das macht die Einordnung ihres Denkens schwierig und zugleich interessant: War sie eine Linke? Eine Liberale? Eine Konservative?“(Pressetext )
Sie war eine streitbare Publizistin die einst u.a.in einer 5 teiligen Serie im „New Yorker“ über den Eichmann Prozess in Jesurusalem berichtet hat. Allein der erste Teil hatte einen Umfang von 72 Seiten. Sie tat das in einer Art und Weise, die vielerorts kontrovers diskutiert wurde: „Arendts Beschreibung Eichmanns als banal, ihre Darstellung des Verhaltens der „Judenräte“in der NS-Zeit sowie ihre Kritik an der Prozessführung lösten eine bis heute anhaltende Kontroverse aus.“(Pressetext)
Besonders Akribie zeichnet ihre Arbeit aus, sie dachte mehrdimensional, bei ihrer Berichterstattung über den Eichmannprozess in Jerusalem macht sie sich Gedanken über die Genauigkeit der Simultan- Übersetzungen, wunderte sich das die Anwälte Eichmanns keinen Einspruch erhoben, als irrelevante Inhalte zu Sprache kamen, sah die Bedeutung des Prozesses für den israelischen Staat und kritisierte das der Gerichtshof zwar keine „völkische Unterschiede macht“, jedoch damals in Israel kein Jude einen Nichtjuden heiraten konnte und das die Kinder aus solchen im Ausland geschlossenen Ehen, als nichtehelich galten. Viele ihrer nüchternden Betrachtungen, die keinen der am Prozess Beteiligten auslies, lösten erhebliche Kontroversen aus.
Ohne das sie mir selbst bekannt war, kannte ich die von ihr gerägte Begrifflichkeit : „Die Banalität des Bösen“ die bei vielen Hinterbliebenen des Progroms Betroffenheit und Entsetzen ausgelöst haben.
Berührend fand ich dazu ihr Zitat: „Ich bin in der Tat heute der Meinung , dass das Böse immer nur extrem ist, aber niemals radikal, es hat keine Tiefe, auch keine Dämonie. Es kann die ganze Welt verwüsten, gerade wie ein Pilz an der Oberfläche weiterwuchert, Tief aber und radikal ist immer nur das Gute“. Obwohl ich glaube das Wut und Haß gewaltige Gefühle sind möchte ich das gerne glauben, dass tief und radikal nur das Gute ist.
In der Ausstellung gibt es kleine Sitzbänkchen auf denen man sich ihre Aussagen, (zu den u.a. auch Publikationen erschienen sind) zu verschiedenen gesellschaftlichen Themen anhören kann und vis-a-vis Videos sehen kann.
Die Themen der Ausstellung sind u.a.: Zionismus, Rahel Varnhagen, Wiedergutmachung, Jewish Cultural Reconstruction, die internationale Studentenbewegung, Feminismus. Meine Bewunderung für diese streitbare Frau ist hier gar nicht unbedingt immer auf das Inhaltliche fokussiert, sondern viel mehr wie schonungslos sie ihre Auffassung z.B. über die Funktion der Judenräte, in der damaligen Zeit vertrat, dies auch konnte, weil sie selbst u.a. Jüdin war.
Mein Wunsch für die Bundeskunsthalle und alle Kulturschaffenden, diese Ausstellung möge von einem weiteren Lockdown verschont bleiben. Ich fand sie sehr interessant und würde ihr viele Besucher wünschen.
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