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#Fluxus und darüber hinaus : Ursula Burghardt und Benjamin Patterson

Das Museum Ludwig wirft einen neuen Blick auf Fluxus.

„Mit der Ausstellung Fluxus und darüber hinaus: Ursula Burghardt, Benjamin Patterson betrachtet das Museum Ludwig die bis heute einflussreiche Kunstbewegung der 1960er Jahre neu. Ausgehend von musikalischen Konzepten, die besonders von John Cage beeinflusst waren, entfaltete sich Fluxus in Aktionen und Aufführungen, die Kunst und Leben sowie unterschiedlichste Medien miteinander verschmolzen.

Im Atelier der Künstlerin Mary Bauermeister in Köln fanden zahlreiche Veranstaltungen statt, bei denen Musik, Literatur, Kunst und Architektur zusammengebracht wurden. 1960 kam es hier zur persönlichen Begegnung von Ursula Burghardt (1928–2008) und Benjamin Patterson (1934–2016). Der Schwerpunkt der Schau liegt auf den einzigartigen Werken der beiden Künstler*innen. Besonders interessant sind dabei die Brüche in ihren jeweiligen Karrieren, die sowohl künstlerisch als auch gesellschaftlich begründet waren. Auch die Ausgrenzungserfahrungen, die beide aufgrund ihrer Biografien erlebten (Burghardt als Jüdin, die vor den Nazis floh und nach dem Krieg nach Deutschland zurückkehrte, Patterson als afroamerikanischer Musiker und Künstler in den USA) sind in die Arbeiten eingeschrieben, ohne jedoch zum bestimmenden Thema zu werden.“ Quelle

Einen neuen Blick zu werfen, fällt mir schwer, denn ich konnte mir schon einige Eindrücke über Fluxus verschaffen und zwar aus der Biografie von Marie Bauermeister „ Ich hänge im Triolengitter. Mein Leben mit Stockhausen aus der sie vor Jahren in der Wachsfabrik vorgelesen hat und aus ihren Erzählungen im Kölnischen Stadtmuseum u.a. über ihre Zeit in New York .

Die Exponate hingegen beeindrucken!

Im Diagramm zur Ausstellung kommt Stockhausen nicht vor und das hat Gründe, einen der beiden Künstler, nämlich Benjamin Patterson hat er seinerzeit abgewiesen. Der Musiker war während der Ferienzeit mit einem Empfehlungsschreiben seines Schwagers, dem Deutschen Botschafter in Kanada, nach Köln gekommen, er wollte sehen was die großen Jungs machen. Stockhausen sah das der Brief vom 6. April war und bemerkte, das heute der 20. Juni sei und wo er denn die ganze Zeit gewesen wäre. Das fand Patterson Arrogant.

Anders seine Begegnung mit Cage, den er nach einem Konzert traf und der ihn direkt einlud mit ihnen am nächsten Tag zu spielen. Quelle

Kleine Anekdote über Vostell : „Und warum, meinen Sie, arbeitete Paik im Verborgenen?Ich glaube, das war einfach Nam June – seine Persönlichkeit.

Weil er sich konzentrieren wollte?

Ich würde sagen, erst einmal war er eine sehr großzügige Person. Für Freunde war er immer erreichbar. Aber er schirmte sich gelegentlich auch ab. Wenn ich ihn allerdings besuchte, hieß es nie „Oh, das kann ich dir nicht zeigen“, sondern immer „Sieh dir das an …“. Wir hatten wirklich eine gute Beziehung, würde ich sagen. Aber er hatte möglicherweise eine Nase für Künstler wie Vostell, die sich der Arbeiten bedienten und es ihr Eigen nannten. Als ich Vostell kennenlernte, war er Décollageist.“Quelle

Interessant auch die Sicht von Marie Bauermeister zu Ursula Burghardt

Gab es andere Frauen in der Kunst in Deutschland ?

„Nein, in Deutschland nicht. In Deutschland gab es Ursula Burghardt, die Frau von Mauricio Kagel, die im Schatten ihres Mannes wunderbare Werke schuf, die heute erst bekannt werden. Sie hat bei den Konzerten mitgespielt, wenn wir George Brecht aufführten. Sonst? Edith Sommer,  die Frau des Wuppertaler Sammlers, die war Malerin. Oder Claire Falkenstein  haben wir eingeladen, bei uns auszustellen. Aber in Köln? Ich kann mich nicht erinnern, dass ich da eine Künstlerfrau entdeckt hätte.“

Überhaupt ist die Sicht Marie Bauermeisters auch In Hinblick auf die Spaltung der #Fluxusszene interessant Cafe Deutschland im Gespräch mit der ersten Kunstszene der BRD . Natürlich muss man davon ausgehen das sie subjektiv sind, war sie doch mit Stockhausen leiert.

Das hat sie über Patterson erzählt:

„Noch einmal zu denen, die zu Ihrer Zeit in Ihrer Umgebung waren, zum Beispiel Ben Patterson  .

Ben Patterson war einer der Künstler, der plötzlich während des Festivals der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik  in Köln erschien. Der hat einen Flyer auf der Straße gefunden, dass bei mir ein Konzert ist,  und dann ist er erschienen. Cage hat ihn eingeladen mitzuspielen. 1960/61 war er Teil des Ateliers und hat dann meine Freundin Pyla geheiratet, sie haben zwei Kinder zusammen. Als Haro Lauhus und ich uns trennten, ist er in Haros Atelier gezogen.

Das war eine Spaltung?

Ja, das war eine Spaltung, bei der Paik vermittelt hat. Haro Lauhus wollte mich umbringen und Stockhausen und dessen Kinder auch. Da hat Paik verhandelt und hat gesagt: „Haro, wenn die Mary dir alle Happenings lässt, du das also weitermachen kannst und sie im nächsten Jahr nichts im Atelier macht, kannst du sie dann in Ruhe lassen und kannst du mir das schriftlich geben?“ Das hat Haro dann versprochen. mehr

„Besonders erheiternd fand ich das Kapitel, (Ich hänge im Triolengitter…) als Mary „Originale“ von Stockhausen, mit dessen Zustimmung, u.a.mit Nam June Paik, während des Avantgarde- Festivals in der New Yorker Judson Hall, gegenüber der Carnegie Hall aufführen will. Am Abend der Premiere protestieren einige  Fluxus Künstler gegen eine Stockhausenisierung. Sie wehrten sich gegen den Kulturkapitalismus und sehen in Stockhausen, einen ihrer Vertreter.

Ihre Versuche, weitere Aufführungen zu boykottieren, indem sie z.B. Stinkbomben werfen, Darsteller abwerben oder ein Tier entführen, wird durch das kreative Ensemble so gut aufgefangen, das sich die Presse überschlägt und glaubt diese improvisierten Einlagen seien ein Teil der Aufführungen.“

Es gibt bestimmt viel mehr über Fluxus und die beiden Künstler Patterson und Burghardt zu sagen, es ist ein unerschöpfliches Thema.

Der einfachste Weg sich dazu eine Meinung zu bilden, besuchen sie die Ausstellung im Museum Ludwig:

Öff­nungszeit­en

Di­en­s­tag – Son­n­tag (in­kl. Feier­tage): 10 – 18h
Je­den 1. Don­n­er­s­tag im Mo­nat: 10 – 22h
Mon­tags geschlossen (außer an Feier­ta­gen)

Heili­ga­bend (24.12.), 1. Weih­nacht­s­tag (25.12.) und Sil­vester (31.12.) geschlossen
2. Weih­nacht­s­tag (26.12.) geöffnet von 10 – 18h

Tickets

Erwach­sene: 13,00 € 
Er­mäßigt*:
 8,50 € 
Kin­der und Ju­gendliche bis 18 Jahre: frei
Grup­pen: 9,00 € pro Per­son (ab 20 Per­so­n­en)
Per­so­n­en mit einem GdB von mind. 50: 6,50 €

Ein­tritt am 1. Don­n­er­s­tag im Mo­nat**: ab 17 Uhr 7,00 € und für Köl­n­er*in­nen ganztägig frei

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