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Andächtige Stille
13. Juli 2010 Archiv

Beitrag von der Lit. Cologne vom 18.03.10

Kennen Sie Irene Nemirovsky? Nein? Das macht nichts, ich kannte sie bislang auch nicht .

“Irene Nemirovsky wird als Tochter eines reichen russisch-jüdischen Bankiers 1903 in Kiew geboren. Vor der Oktoberrevolution flieht die Familie nach Paris. Irene heiratet den weißrussischen Bankier Michel Epstein, bekommt zwei Töchter und veröffentlicht ihren Roman „David Golder“, der sie schlagartig berühmt und zum Star der Pariser Literaturszene macht. Viele weitere Veröffentlichungen folgen. Als der Zweite Weltkrieg ausbricht und die Deutschen auf Paris marschieren, flieht sie mit ihrem Mann und den Töchtern in die Provinz. Am 13. Juli 1942 wird sie verhaftet. Keine vier Wochen später stirbt sie in Auschwitz.“ aus Perlentaucher

Alice Schwarzer, Maria Schrader und Sandra Hüller erzählten aus ihrem kurzen Leben und lasen Textausschnitte.

Es war meine bislang puristischste Lesung auf der Lit .Cologne und ein echtes Kontrastprogramm zum Vorabend.

Alice Schwarzer trug biografisches vor und zeichnete das Bild einer Freidenkerin und Weltenbürgerin , die nach dem Erscheinen ihres Romans “David Golder” auch schon mal als Antisemitin bezeichnet wurde, weil sie jüdisches Leben ungeschönt nachzeichnete. Sie empfand das als absurd , weil sie selbst jüdisch war.
In ihrem Geschichten , die viel autobiografisches enthalten beschreibt sie auch die Besatzungssoldaten, es ist ein menschlicher Blick, nicht der Blick auf einen Feind.
Sie teilte die Menschen nicht in gut und böse ein und nur so ist es zu verstehen, dass sie nicht in die nahe gelegene freie Zone Frankreichs geflüchtet ist.

Maria Schrader und Sandra Hüller trugen virtuos die zeitlosen Texte der Autorin vor.

Drei Damen in Schwarz saßen an drei schwarzen Tischen und zeichneten, vor etwa 918 (zwei Plätze waren nicht besetzt) Zuhörern das Bild einer Autorin, die 60 Jahre nach ihrem Tod für literarische Aufmerksamkeit sorgte:

“Die beiden Töchter Denise und Élisabeth überlebten mit Hilfe von Freunden den Krieg, indem sie bis zur Befreiung und dem Kriegsende in Frankreich von Versteck zu Versteck flohen…..Während dieser Zeit behielten die Schwestern in einem Koffer das letzte Manuskript ihrer Mutter bei sich. Jedoch glaubten sie, dass es sich dabei nur um Skizzen und Notizen handle. Erst nach dem Tod von Élisabeth 1996 stellte man fest, dass es sich um den unvollendeten Roman Suite française handelte. Von den fünf geplanten Teilen sind nur zwei entstanden„ Wikipedia

918 Zuschauer saßen gebannt im Schauspielhaus ,das wider Erwarten ganz passable ist und nicht in Schutt und Asche liegt und folgten ca. 90 Minuten dem Vortrag.

  • 90 Minuten kein Zwischenapplaus, manchmal ein paar Lacher und vielleicht nur für mich hörbar, ein leises Klicken, meines Kollegen “Fotograf“,(er war auch gestern dort) mit diesem tollen Fotoapparat und diesem Wahnsinns- Objektiv , das nicht in meine Handtasche passen würde, für das ich gerne Schulterbeschwerden hätte und sonst Stille.
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