„I killed my mother“, der preisgekrönte Debüt-Film von Xavier Dolan im Kino
Erinnern Sie sich noch an diese Augenblicke als der Raum den sie mit ihrer Familie teilten irgendwann zu eng wurde und sie raus in die Welt wollten? Wissen sie noch, dass sie bei den Lebensweisheiten ihrer Eltern mindestens innerlich die Augen verdreht haben, weil sie sie in und auswendig kannten.
Ich war 14, schrieb Gedichte und wusste das der Zeitpunkt auch rechtlich gesehen verfrüht war.
Es macht keinen Sinn wegzulaufen, wenn man wieder kommen muss.
Ich weiß nicht ob ich je daran gedacht habe meine Eltern „umzubringen“, mindestens mehr als nur einmal bin ich an ihrer Sturheit verzweifelt.
Ich weiß nur, dass ich mit den Kindern vor dem Besuch meiner Eltern regelmäßig ausgemacht habe, was sie nicht erzählen sollten, weil es Dinge gibt, die meine Eltern nie verstanden haben und ich uns und ihnen Diskussionen ersparen wollte.
Wenn sie glauben Verständnis und Toleranz hätte mir ähnliche Konflikte mit den eigenen Kindern erspart, dann muss ich das verneinen. Die Grenzen haben sich verschoben und sind doch vorhanden. Irgendwann kommt die Zeit, da muss man los lassen und dann will man das auch.
Es ist natürlich leichter wenn der Sohn seine Glückseeligkeit auf 12 qm sucht, es ist viel schwerer seine Tochter in die Welt ziehen zu lassen, ausgerüstet mit einem Rucksack voller Lebensweisheiten und der Hoffnung, dass die Welt ihr freundlich begegnet.
Soweit so gut.
Das Kino ist tot es lebe das Kino dachte ich als ich am Sonntag um ca. 16:15 Uhr im Cinenova eintraf.
Das Kino war proppenvoll und während(ich vermute mal) ein RTL Team und ganz viele Menschen aus dem Kinosaal 1, nebst RTL-Team und Darsteller(?) nach dem Film „Satte Farben vor Schwarz“ mit Senta Berger und Bruno Ganz sich mühsam durch einen Pulk von Wartenden schälte und viele Kinder mit ihren Eltern für das Labyrinth der Wörter anstellten, gab es bei der Preview von „I killed my mother“ kein großes Gedränge, was angesichts der Thematik des Films kein Wunder ist.
Er lief dort im Original mit Untertiteln und eine kleine „französische“ Gemeinschaft ( jeden dritten Sonntag im Monat wird hier ein Film in französischer Sprache gezeigt) hatte sich eingefunden.
Es ist keine von diesen leichte französischen Komödie, wie ich sie liebe, Xavier Dolan, dem die kleine, kitschige Welt mit seiner Mutter, zu eng wird, beginnt sie zu hassen, weil sie ihn (im Film ist er 16 Jahre alt) nicht ausziehen lässt.
Die beiden bilden eine ziemlich symbiotische Einheit, welche er sehr wahrscheinlich ziemlich überzeichnet dargestellt hat. Während das Leben der Mutter, allein Job bedingt, in ritualisierten Bahnen verläuft, ist Dolan (die Jugend ) im Aufbruch.
Es wird viel gestritten und Dolan filmt sich streckenweise selbst mit einer Videokamera, diese Präsens in der Nahaufnahme, erinnert stark an die französischen Filmemacher der 50er und 60er Jahre.
Bei aller Nähe, weiß die Mutter nicht das der Sohn homosexuell ist und vielleicht steht diese Unwissenheit in der Geschichte, für Dinge, die Kinder nicht mit ihren Eltern teilen wollen.
Das Hauptmotiv des Filmes sind die, oft grenzüberschreitenden Auseinandersetzungen mit der Mutter und den Satz …“am besten ziehst du zu deinem Vater“ (in dieser Geschichte handelt es sich um einen Abwesenden) kommt mir bekannt vor;-) , er zeigt die Grenzen auf an die Elternschaft geraten kann. Um es vorweg zunehmen, die Mutter (deren Pullover wirklich an Scheußlichkeit nicht zu überbieten sind) wird diesen Au(s)fbruch überleben.
Als die Eskalationen zwischen Mutter und Sohn zunehmen, wird der Vater „reanimiert“, und der Sohn kurzerhand ins Internat abgeschoben.
„Xavier hätte mich entäuscht wenn er dort geblieben wäre. Als er von dort abhaut, wird seine Mutter darüber durch die Internatsleitung informiert. Als dieser die alleinerziehende Mutter dafür verantwortlicht macht, verliert Mama die Contenance, eines der Filmhighlights…;-) Sie weiß wo sie ihn suchen und finden kann, Xavier ist zum Haus seiner Großmutter gefahren, dass an die Zeit erinnert als das Verhältnis zwischen Mutter und Sohn (und Vater?) noch ungetrüb war.(Ergänzung für mia)“
Xavier Dolan der das Buch zum Film mit 17 Jahren schrieb und mit 19 in eigener Regie und mit sich in der Hauptrolle verfilmte, hat inzwischen einen weiteren Film abgedreht und ein dritter ist in Arbeit. Das er es geschafft hat, in so jungen Jahren, für diesen Film Förderer zu finden, zeigt dass es sich bei ihn um ein Ausnahmetalent handelt.
Stimmen, Fakten und Kommentare
„Die dem Film eigene Selbstverständlichkeit bewirkt eine enorme Freiheit und spiegelt sich auch darin wieder, wie sich Dolan in der Geschichte von Film, Musik, Literatur und Malerei bewegt. Xavier Dolans Debütfilm fand große Beachtung in Cannes, zumal der Regisseur erst 19 Jahre alt war, als er I Killed My Mother drehte. Arthur Rimbaud, Jackson Pollock, Gustav Klimt – was Dolan an Zitaten und Referenzen auffährt und ineinander verschachtelt, ist in seiner Unaufdringlichkeit und Stimmigkeit beeindruckend.“
Critic.de
„Wenn man dann hört, dass der erst 19 Jahre alte Regisseur und Hauptdarsteller hier seine eigene Biografie verarbeitet hat und damit zahlreiche Preise gewinnen konnte, dann kommt einem unweigerlich eine Frage in den Sinn: Was wohl seine Mutter dazu sagt?“
Chris
Der Film errang zahlreiche Preise auf Festivals, u.a. auch Nebenpreise in Cannes, und ging 2010 für Kanada in das Rennen um den Auslands-Oscar.
[…] killed my mother Erstellt am 18. Januar 2011 von koelnkultur „I killed my mother“ Dieser Eintrag wurde veröffentlicht unter Uncategorized. Permalink in die Lesezeichen […]
Hallo, danke für den Artikel! Der Film klingt sehr interessant, auch wenn ich vielleicht eher „Satte Farben vor Schwarz“ hätte sehen mögen. Ein bisschen mehr zur Handlung hätte ich gerne noch erfahren. Kinder haben es nicht einfach und solche beängten Beziehungen gibt es schließlich viele.
lg mia
Das mag sein,das es viele ähnliche Beziehungen gibt. Ich interessiere mich für die ganze Breite des Kinos und somit auch für die Newcomer. Manche Situationen kamen mir bekannt vor und auch ich saß schon auf der anderen Seite (als Kind).
Der Film ist nicht zuletzt ein Plädoyer für die Anwesenheit von Vätern, es soll auch die in die Pflicht holen, die meinen mit einer monatlichen Überweisung des Unterhalts sei es getan in der Erziehung. Kinder brauchen beide Eltern. Mütter sind auch nur Menschen und auch ihre Kraft hat Grenzen, will heißen, sie können nicht Vater und Mutter sein in einer Person!
lg
Zabaione;-)
[…] liebes Kinopublikum unbedingt ansehen! Was Film- und Fernsehbranche angeht…..solche Talente weiß man z.B. in Kanada zu […]